Vom Marktflecken zum Regionalzentrum

Nach heutigem Wissensstand wurde das Emmental gegen das Ende des 1. Jahrtausends durch die Alemannen besiedelt. Langnau taucht 1139 zum ersten Mal in Dokumenten auf; zu dieser Zeit handelte es sich wahrscheinlich um einen kleinen Ort rund um die Kirche. Die 1275 belegte Kirche war dem heiligen Martin geweiht, einem bevorzugten Schutzheiligen der Alemannen.Die ersten Siedlungen entstanden auf den Geländeterrassen, fern von den Sumpfgebieten der unberechenbaren Flüsse. Es entwickelte sich eine Feudalherrschaft mit regionalen und lokalen Grundherren. Zudem waren die Kyburger und Habsburger im Besitz von Höfen im Gebiet der heutigen Gemeinde. Der Ort kam nach dem Sempacherkrieg 1386 an den Stadtstaat Bern, der nach und nach das ganze Emmental unter seine Herrschaft brachte.

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Langnau um 1870

Im späten Mittelalter muss Langnau bereits eine Bedeutung als Handels- und Gewerbeort erlangt haben. 1467 wurde das Marktrecht bestätigt, das zu dieser Zeit Städten vorbehalten war. Langnau war als einziger grösserer Ort zwischen Bern und Luzern ein Dienstleistungszentrum mit einem grossen Einzugsgebiet.

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Die 1519 errichtete und 1900 abgebrochene Kramlaube (links) auf dem Bärenplatz, das heutige Regionalmuseum Chüechlihus von 1526 und die bereits 1432 erwähnte Taverne «Bären» (Mitte) bildeten zusammen mit der «unteren Wirtschaft» Löwen  (an der Kreuzung gegenüber) das wirtschaftliche Zentrum des Emmentals.

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Töpferei, Leinen- und Käsehandel

Um 1750 erlangte der Ort Weltbekanntheit. Der «Wunderarzt» Michel Schüppach zog Patienten aus der ganzen Welt an. Bürger, Adelige wie auch hohe Kleriker reisten ins Emmental, um sich behandeln zu lassen. Zu dieser Zeit zählte Langnau rund 3000 Einwohner, von denen zwei Drittel auf den Höfen ausserhalb des Dorfes wohnten. Langnau war damals nach Bern und Lausanne der drittgrösste Ort des alten Staates Bern. Arme und Landlose siedelten nun im Schachen, dem Schwemmland der Ilfis; die höheren Lagen waren gerodet und mit Einzelhöfen besiedelt. Das Dorf selber zählte knapp 100 Häuser, die sich um ein Unter- und ein Oberdorf gruppierten. Wichtige Gewerbe fanden sich eher im Unterdorf, darunter waren Mühlen, Gerbereien, Schmieden und Sägen. Die Gerbestrasse war das Zentrum des Kleingewerbes.

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Langnau war berühmt für Töpferei, Leinenhandel und im 19. Jahrhundert Käsehandel. In dieser Zeit entstanden viele der heute schützenswerten grossbürgerlichen Häuser, die das Dorfbild prägen. Das Ober- und das Unterdorf wuchsen langsam zusammen. Die Marktstrasse, die Kirchgasse und die Dorfstrasse wurden bebaut; der Anschluss an das Eisenbahnnetz 1864 liessen die Bahnhof- und die Güterstrasse entstehen.

Verstädterung

Um die Wende zum 20. Jahrhundert begann die Verstädterung Langnaus. Im Zentrum an der Kreuzung Dorfstrasse/Marktstrasse wurden bäuerliche Häuser durch städtische Gebäude ersetzt. Neue Quartiere wurden erschlossen. Das Oberfeld wurde nach dem Abbruch der Kramlaube an das Strassennetz des Zentrums gebunden und wurde zum Wohnquartier mit Häusern in historistischem und Heimatstil. 1917 kam das grosse Schulhaus dazu und die stattlichen Bauernhäuser der linken Strassenseite wichen der katholischen Kirche und, viel später, dem Altersheim. Die Alleestrasse, auf alten Postkarten «Neuquartier» genannt, die Oberstrasse, das Stegfeld und weitere Quartiere an der Peripherie des Zentrums wuchsen bis zum 2. Weltkrieg und sind zum Teil mit nur wenigen Veränderungen in originaler Geschlossenheit erhalten.

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